ABARIS Angstambulanz ℠
Presse
Therapieerfolg nach zehn Stunden – FOCUS TV in ABARIS Angstambulanz℠
Patient der ABARIS Angstambulanz℠, Stuttgart, im Gespräch mit FOCUS TV
PSYCHOTHERAPIE
19.12.2001
Terror im Kopf bei Angst 
		und Panik:
"Nach zehn Jahren Angststörung in nur zehn Stunden zum 
		Therapieerfolg"
		Am 12.10.2001 war FOCUS TV zu Gast in der Angstambulanz des ABARIS Institutes für kognitive Psychotherapie in Stuttgart. Ein redaktioneller Bericht.
			FOCUS TV zu Besuch in der ABARIS Angstambulanz℠Redakteurin und Klient im Gespräch in einem der Sprechzimmer der Angstambulanz am ABARIS Institut für kognitive Psychotherapie in Stuttgart im Jahre 2001 (Bild links):
Volker 
			G., ein Klient der ABARIS Angstambulanz℠, spricht nach dem erfolgreichen 
			Abschluß seiner kognitiven Psychotherapie mit der Redakteurin Sabine 
			Kreyssig von FOCUS TV über seine zehnjährige Angsterkrankung und die 
			Therapieerfahrungen. Dieser Bericht über den Besuch und Drehtag von 
			FOCUS TV am 12.10.2001 im ABARIS Institut für kognitive Psychotherapie 
			und die Gespräche von FOCUS TV mit Volker G. und seinem Psychotherapeuten 
			wurde parallel mit dem Titel "Nach zehn Jahren Angststörung 
			in nur zehn Stunden zum Therapieerfolg" in der Zeitschrift "PSYCHOTHERAPIE" 
			am 19.12.2001 veröffentlicht.Zehn Jahre leiden sie im Durchschnitt, ruinieren oft ihr Leben und kosten 
		der deutschen Wirtschaft zwischen 50 und 100 Milliarden Euro im Jahr - Menschen 
		mit Angst- und Panikstörungen. Verantwortung für diese skandalöse Situation 
		tragen Ärzte, die diese Erkrankung bei ihren Patienten über Jahre verschleppen, 
		obwohl Angst- und Panikstörungen innerhalb von zehn bis 15 Stunden erfolgreich 
		zu behandeln sind - ohne Medikamente, nur mit kognitiver Verhaltenstherapie. 
		Volker G. ist Betroffener - einer von rund 12 Millionen Deutschen. Über 
		zehn Jahre zerstörte Angst sein Leben - bis er in zehn Stunden Psychotherapie 
		den Weg aus der Angst fand. Im Gespräch mit FOCUS TV schilderte er seine 
		leidvolle Erfahrung mit dem ganz normalen Horror im deutschen Gesundheitssystem.
		
Es war seine Abschlusssitzung in der Angstambulanz als FOCUS TV beim 
		ABARIS Institut für Psychotherapie in Stuttgart für einen Beitrag zum Thema "Angst" 
		anfragte. Volker G., 26, litt bereits seit über zehn Jahren unter einer 
		Angst- und Panikstörung, die seine Bewegungs- und Handlungsfähigkeit zunehmend 
		eingeschränkt und ihn um viele Entwicklungs- und Karrierechancen gebracht 
		hatte. Nur rund 1.500 Euro kostete seine kognitive Verhaltenstherapie, die 
		ihn zu "spürbaren Veränderungen" führte und ihm seine Bewegungs- 
		und Handlungsfähigkeit zurückgab.
G. war gern bereit, über die Entwicklung 
		seiner Angst und die vorausgegangenen vergeblichen Therapieversuche zu berichten, 
		um anderen Menschen mit Angst- und Panikstörungen eine ähnliche Leidensgeschichte 
		zu ersparen. Im Interview mit der Redakteurin Sabine Kreyssig von FOCUS 
		TV berichtete er am 12. Oktober 2001 über seine erfolgreiche Psychotherapie 
		bei Diplom-Psychologe und Psychotherapeut Dietmar Luchmann und seine vorausgegangene 
		jahrzehntelange Angst- und Panik-"Karriere", die ihm bei besserer 
		Aufklärung erspart geblieben wäre.
Der Patient
Volker G.: "Erst seit etwas mehr als einem Vierteljahr kenne ich 
		die genaue Bezeichnung einer Erkrankung, die mein Leben mehr als ein Jahrzehnt 
		beeinflusste und nachhaltig bestimmte: Angst- und Panikstörung."
		
"Nur durch einen glücklichen Zufall fiel mir in einer Buchhandlung 
		ein Fachbuch zu diesem Thema in die Hände. Kein Arzt hatte in all den Jahren 
		diese Erkrankung erkannt - und ich war weiß Gott oft genug beim Hausarzt, 
		Neurologen, Internisten, Psychotherapeuten [...]"
"Ausgelöst 
		durch Atembeschwerden infolge einer Pollenallergie, entwickelte ich während 
		der Pubertät eine panische Angst vor einem möglichen Asthma-Anfall. Diese 
		Erstickungsangst trat fortan immer öfter in neuen, ungewohnten Lebenslagen 
		auf. Mit den sich verstärkenden Symptomen der Angststörung wuchs die Angst 
		vor dem nächsten Angstanfall, die so genannte 'Angst vor der Angst'."
		
"Inzwischen sind seit meinem Abitur sechs Jahre vergangen. Der 
		Preis für diese Erkrankung: ein abgebrochenes Hochschulstudium und zwei 
		nie angetretene Studienplätze bei den später folgenden Versuchen, die Angst 
		dennoch zu überwinden [...]"
"Diese 'Einschnitte' in meinem 
		Leben, standen letztendlich alle in engem Zusammenhang mit der Angst vor 
		Panikattacken, vor dem Leben in Großstädten und vor dem Kontakt mit Menschen, 
		welche meine Probleme mit der Angst nicht kannten oder verstanden."
		
"Nach dem erfolgreichen Abschluss einer kaufmännischen Lehre im 
		vergangenen Jahr entschied ich mich, noch einmal ein Studium zu beginnen. 
		Leider flammten die längst überwunden geglaubten Ängste erneut auf."
		
"Mein Hausarzt redete mir (wie schon so oft) gut zu, verschrieb 
		mir ein 'modernes Angst lösendes Medikament' und empfahl mir den Studienplatz 
		anzutreten. Letzteres war in punkto Angstkonfrontation nicht einmal so falsch, 
		nach der jahrelangen Angstkarriere aber ein völlig untauglicher Rat. Der 
		Neurologe sagte mir (wie schon vor sechs Jahren), ich wäre kerngesund, bräuchte 
		keine Medikamente und solle mir am Studienort 'schleunigst eine neue Freundin' 
		suchen, dann ergäbe sich alles wie von selbst!!!"
"Meine 
		bittere Erkenntnis: Scheinbar braucht man in Deutschland nur eine kurze 
		wissenschaftliche Abhandlung über den aktuellen Stand in der Angst- und 
		Panikforschung zu lesen, und schon weiß man mehr über die Erkrankung und 
		die Behandlungsmethoden als ein Hausarzt oder ein Neurologe mit psychotherapeutischer 
		Zusatzausbildung!" 
"Die Suche nach einem geeigneten Angsttherapeuten 
		erwies sich schließlich schwieriger als angenommen. Eine brauchbare ambulante 
		oder stationäre Kurzzeittherapie scheint es für gesetzlich Versicherte kaum 
		zu geben - zumindest wohl nicht auf Krankenschein. Niedergelassene Psychotherapeuten 
		fragen am Telefon sofort 'Privat oder Kasse?' und haben für Kassenpatienten 
		erst nach Monaten einen Termin frei. Zwei von mir aufgesuchte 'Verhaltenstherapeuten' 
		arbeiteten ohne erkennbares Konzept bei Angstpatienten. Bei einem schien 
		man erst Hilfe zu bekommen, wenn man nach fünf Stunden 'Kassen-Stammkunde' 
		war, d.h. wenn die Krankenkasse eine Therapie exklusiv bei ihm genehmigt 
		hat [...]"
"Ich war in schlechter psychischer und körperlicher 
		Verfassung, als ich mich im Juli 2001 an Herrn Luchmann wandte. Die Angst 
		war nun fast permanent vorhanden, ich fuhr kaum noch allein mit dem Pkw, 
		das Fahren auf der Autobahn war für mich unmöglich. Zu diesem Zeitpunkt 
		war ich extrem neurotisch und depressiv. Ich fühlte mich weder im Stande, 
		mein Studium zu beginnen, noch mir einen Arbeitsplatz zu suchen."
		
"Es ging sogar so weit, dass ich einfachste Tätigkeiten wie das 
		Schreiben einer E-Mail nicht mehr ausführen konnte, da ich mir nicht mehr 
		zutraute, einigermaßen gutes und fehlerfreies Deutsch zu schreiben!!! Diese 
		'Schreibblockade' wurde beim Einstieg in die kognitive Psychotherapie bei 
		Herrn Luchmann erfolgreich 'gelöst'."
"Danach benötigte 
		ich noch etwa zehn Therapiestunden, in denen mir Herr Luchmann die Instrumente 
		zur Veränderung meiner selbstzerstörerischen Denk- und Verhaltensweisen 
		vermittelte. Die ersten Erfolge stellten sich bald ein: Zu Beginn der Behandlung 
		fuhr ich zum Beispiel noch mit dem Zug nach Stuttgart, schon nach wenigen 
		Therapiestunden bewältigte ich diese Strecke mit dem Auto - allein."
		
"Nach Abschluss der kognitiven Psychotherapie an der ABARIS Angstambulanz 
		kann ich sagen, dass ich in wenigen Stunden ein Wissen gewonnen habe, das 
		meinen Blick auf das Leben und den Umgang mit Angst verändert. Ich werde 
		noch eine gewisse Zeit benötigen, um mein eingeschliffenes Denken und Verhalten 
		in verschiedenen Lebensbereichen zu verändern. Das Wichtigste ist jedoch, 
		dass ich ein neues Verhältnis zu meiner Angst bekommen habe - und das war 
		sofort 'spürbar'!"
Das Fazit
Volker G. mit seiner jahrzehntelangen Angst- und Panikstörung ist ein 
		typischer Fall der Stuttgarter Angstambulanz. Typisch ist das vermeidbare 
		Leid, typisch sind die vermeidbaren Kosten und typisch ist der äußerst geringe 
		Therapieaufwand, um Leid und Kosten zu beenden. G. weiß, dass er das in 
		den wenigen Stunden Erlernte noch zu festigen haben wird. In ein paar Wochen 
		kann er dann die in vielen Jahren eingeübten falschen Denkmuster und Verhaltensweisen 
		abgestreift haben. Ob seine Krankenversicherung die vergleichsweise geringen 
		Kosten für die ambulante kognitive Psychotherapie erstattet, ist ungewiss. 
		Die "Wahnsinnsbeträge" für ärztliche Diagnostik, Medikamente und 
		Klinikaufenthalte hingegen werden bezahlt - eine groteske Situation in einem 
		kranken Gesundheitssystem.
"Vor dem Hintergrund, dass ich wegen 
		meiner seit Jahrzehnten bestehenden Angststörung andernorts bereits rund 
		30.000 DM ohne Erfolg gezahlt habe, hätte ich mir gewünscht, früher den 
		Weg zu Herrn Luchmann gefunden zu haben", schreibt ein anderer Klient 
		am 16. Oktober 2001. Psychotherapeut Luchmann hat eine Kopie dieses Briefes 
		an die Krankenkasse erhalten, mit dem der Klient um die Erstattung von "8 
		Sitzungen bei Herrn Luchmann" bittet: "Die Therapie hat sich gelohnt 
		und bereits mein Leben positiv verändert. Hierüber möchte ich Sie informieren. 
		Vielen Dank", heißt es in dem Schreiben. 
Luchmann, zu dessen 
		Klienten Manager ebenso gehören wie Studenten, deckt den Namen des Absenders 
		auf dem Brief sorgfältig ab. "Die Schweigepflicht ist unser höchstes 
		Gut und begrenzt unsere möglichen Referenzen." Er nennt es einen Skandal 
		für das deutsche Gesundheitssystem, dass psychische Störungen von Ärzten 
		aus Unkenntnis und Geldgier überwiegend falsch behandelt werden und die 
		Krankenversicherungen enorme Beträge für unsinnige Psychoanalysen und überflüssige 
		psychosomatische Kliniken verschleudern. 
Hilfesuchende am ABARIS 
		Institut für Psychotherapie, die privat versichert oder freiwilliges Mitglied 
		einer gesetzlichen Krankenkasse sind, haben bei ihrer Krankenversicherung 
		in der Regel einen Rechtsanspruch auf die Erstattung der Kosten für die 
		effektive kognitive Psychotherapie. Pflichtversicherte der gesetzlichen 
		Krankenkassen werden das ABARIS-Programm hingegen oft aus der eigenen Tasche 
		zu bezahlen haben - oder weiter im kranken Gesundheitssystem leiden. "Die 
		Gesundheitspolitik hat hier völlig versagt. Angesichts der unvorstellbaren 
		Korruption und Fehlbehandlung, die im Medizinbetrieb im allgemeinen und 
		bei der Psychotherapie im besonderen zu beobachten sind, kommt den Medien 
		eine besondere Rolle bei der Aufklärung zu", sagt Luchmann - und wendet 
		sich den Online-Anmeldungen am ABARIS Institut für Psychotherapie zu: "Wenigstens 
		diesen Menschen können wir helfen."
Wege aus der Psychofalle von Angst und Panik: Was der Psychotherapeut empfiehlt
Die Fragen stellte Sabine Kreyssig von der Redaktion FOCUS TV an Dietmar 
		Luchmann, Diplom-Psychologe, Psychotherapeut und Leiter der Angstambulanz 
		am ABARIS Institut für Psychotherapie, Stuttgart.
Das Interview
Sabine Kreyssig: Was genau ist Angst, gibt es eine Definition?
		
Dietmar Luchmann: Als Angst wird ein als unangenehm empfundener 
		Gefühlszustand bezeichnet, der Gefahr oder Bedrohung signalisiert. Eine 
		Angststörung entsteht, wenn man sich im Umgang mit den Erregungszuständen 
		des eigenen Körpers nicht in zweckmäßiger Weise seines Verstandes bedient, 
		sondern sich von Gefühlen leiten läßt. Deshalb sind die erfolgreichsten 
		Instrumente zur Behebung von Angststörungen jene der kognitiven Verhaltenstherapie. 
		Sie setzen an der Kognition, dem Denken, an und beheben jene Denkfehler, 
		die zur Angst und ihren vielfältigen Störungen führen. 
Ein beträchtlicher 
		Teil der Arbeitnehmer hat zum Beispiel Angst um den Arbeitsplatz. Millionen 
		fürchten sich vor dem Mobbing durch Kollegen oder Vorgesetzte. Auch private 
		Lebensumstände wie Probleme mit der Familie, Krankheit oder andere Lebensrisiken 
		können Angst erzeugen. Die Medien der Informationsgesellschaft füttern und 
		schärfen mit ihrer Berichterstattung häufig die Wahrnehmung für diese realen 
		und vermeintlichen Gefahren und Bedrohungen. Das individuelle Bewusstsein 
		für Existenz- und Lebensrisiken, das hierdurch vermittelt wird, kann zunehmend 
		verzerrt und übersteigert werden und zu andauernder unterschwelliger Angst 
		führen. Immer mehr Menschen geraten durch diese latente Angst in einen Zustand 
		chronischer Anspannung, der über viele Jahre die körperliche und psychische 
		Leistungsfähigkeit aushöhlt.
Im weiteren Sinne werden unter dem Begriff 
		Angst oft auch jene Angstzustände verstanden, die Krankheitswert besitzen. 
		Viele Menschen vermögen am Beginn einer Angststörung allerdings die resultierenden 
		körperlichen Symptome nicht als Ausdruck einer zwar krankhaften, aber psychotherapeutisch 
		leicht behandelbaren Angst erkennen. Durch ihre Fixierung auf die Organmedizin 
		und die in Deutschland ausgeprägte Scheu vor der Inanspruchnahme von Psychotherapeuten 
		verschleppen sie ihre phobische Erkrankung, ihre Angst- und Panikstörung 
		oft über viele Jahre.
Wie unterschiedlich äußern sich Angstzustände, 
		welches sind die Symptome?
Luchmann: Oft entsteht Angst aus der 
		Wiederholung unangenehmer körperlicher Befindlichkeiten, die Betroffene 
		bei sich wahrnehmen. Die körperlichen Symptome reichen hierbei von Anspannung 
		über Schwindelanfälle und Zittern bis zum Schweißausbruch, Herzrasen und 
		Atemnot bei einer Panikattacke. In aller Regel werden diese Symptome jedoch 
		nicht mit Angst in Verbindung gebracht. Die wahrgenommenen Körperreaktionen 
		werden mit scheinbar natürlichen Ursachen erklärt: mit Überanstrengung, 
		mit zuviel Kaffee oder einer zu geringen oder weit zurück liegenden Mahlzeit, 
		mit banalem Ärger oder schlicht dem alltäglichen Stress. Dass sich hierbei 
		das auf diese Befindlichkeitsänderungen und Körpersymptome bezogene Denken 
		ändert, wird regelmäßig mangels Wissen nicht wahrgenommen. So entwickelt 
		sich unbemerkt eine phobische und angstbesetzte Beobachtung und Wahrnehmung 
		sowohl des eigenen Körpers als auch der Umgebung. Die typische Entwicklung 
		einer Angststörung beginnt damit, dass sich in bestimmten Situationen oder 
		in einem spezifischen Kontext die angstbesetzten Wahrnehmungen und die Symptome 
		wechselseitig verstärken.
Welche Stadien gibt es von leichten 
		Angstzuständen bis hin zu Panikattacken?
Luchmann: Das Spektrum 
		ist bei Angst- und Panikstörungen so breit und vielgestaltig, dass es das 
		gewöhnliche Vorstellungsvermögen sprengt. Für Ängste gibt es deshalb keine 
		sinnvolle Skala wie jene von Saffir-Simpson, die Hurrikane kategorisiert, 
		oder jene von Charles Richter, mit der die Intensität von Erdbeben klassifiziert 
		wird. Die Übergänge von leichten Angstzuständen bis zu Panikattacken sind 
		fließend und werden oft von Faktoren bestimmt, die auf den ersten Blick 
		nicht erkennbar sind, aber entscheidend zu unterschiedlichen Ergebnissen 
		führen. Die konkrete Ausprägung einer Angst wird beispielsweise beeinflußt 
		von der den Betroffenen regelmäßig nicht bewußten Art und Weise ihres phobischen 
		Denkens, ihres Fühlens und ihres Verhaltens. Dazu zählt typischerweise das 
		Vermeidungsverhalten, das sich je nach konkreter Problemsituation mehr oder 
		weniger ausgeprägt entwickeln kann. Betrachten wir zwei Beispiele, um die 
		Spannbreite phobischer Entwicklungen zu illustrieren:
Beispiel eins 
		sei eine feinfühlige und sensible Frau, eine Wissenschaftlerin, die seit 
		Jahren zufriedenstellend ihrem Beruf bei demselben Arbeitgeber nachgeht 
		und in ihre aktuelle Führungsposition als Laborleiterin mit einem mittelgroßen 
		Team organisch hineingewachsen ist. Wenn diese Frau in ihrer Vorgesetztenrolle 
		nun von jüngeren Mitarbeitern zunehmend mehr und mehr kritisch und respektlos 
		angegangen oder abgelehnt wird, so kann es ihr über eine sehr lange Zeit 
		gelingen, den unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen, sie zu vermeiden. 
		Gleichwohl wird sich dadurch die Anspannung und der latente Stress bei ihr 
		wahrscheinlich kontinuierlich erhöhen. Es werden erste körperliche Stressfolgesysmptome 
		hinzutreten. So entwickelt sich allmählich - vielleicht über Jahre - eine 
		Angst vor dem Versagen, eine Angst vor Kritik und Ablehnung, die nicht nur 
		zu Erschöpfung, sondern irgendwann bei einem auslösenden Belastungsereignis 
		zum körperlichen Zusammenbruch führt. Ob mit oder ohne begleitende Panikreaktion, 
		das wird dabei kaum einen Unterschied machen. Der Weg zum Hausarzt wird 
		wahrscheinlich zur stationären Einweisung in eine Klinik führen - mit der 
		wahrscheinlichen Diagnose einer Depression. Tatsächlich steht hinter dem 
		Geschehen eine kaschierte Angstentwicklung mit "leichten Angstzuständen", 
		die als solche überhaupt nicht erkannt wurden, die aber in der Konsequenz 
		die körperlichen und psychischen Ressourcen dieser Frau fast vollständig 
		aufgebraucht haben. Eine solche Klientin aus diesem desolaten Endzustand 
		eines langdauernden Stadiums "leichter Angst" herauszuführen erfordert, 
		das über lange Jahre tief eingeschliffene phobische Denken zu beheben und 
		die resultierende tiefgehende Erschöpfung zu überwinden.
Betrachten 
		wir als zweites Beispiel den Fall einer ebenso feinfühligen und sensiblen 
		jungen Frau, die bei einer beliebigen Gelegenheit zuviel schwarzen Tee getrunken 
		hat, der in der Folge stärker auf ihre Harnblase drückt als ihr angenehm 
		ist. Diese Mißlichkeit trifft die Frau in einer Situation mit anderen Menschen, 
		in der sie sich nicht erleichtern kann. Je stärker der Druck in ihrer Harnblase 
		wird, umso mehr steigt ihre Anspannung und umso größer wird ihre Besorgnis, 
		sich einer großen Peinlichkeit ausgesetzt zu sehen, wenn sie die Kontrolle 
		über sich oder über ihre Harnblase verliert. Dann werden vermutlich Gedanken 
		wie "O mein Gott" oder "Hoffentlich schaffe ich es noch" 
		bei ihr auftreten, ihr Vorstellungsvermögen wird in Horrorfantasien vom 
		eigenen Kontrollverlust ertrinken und schließlich werden diese Gedanken 
		und Bilder beginnen, in ihrem Hirn zu rotieren - bis sie richtiggehend durch 
		alle Nervenzellen ihres Körpers rasen. Sie wird zunehmend verkrampfen, stoßweise 
		atmen, Gänsehaut oder Schweißausbrüche bekommen und zu zittern beginnen. 
		Hitzewallungen werden durch ihren Körper jagen und sie wird das Empfinden 
		haben, jederzeit ohnmächtig werden zu können. Obwohl die Frau ihren Zustand 
		vor anderen vielleicht zu verbergen vermag, können wir ihn Panik nennen. 
		Wichtig an diesem Beispiel ist, dass dieses Panik-Erlebnis sich im Gedächtnis 
		der jungen Frau emotional so fest eingebrannt hat, dass sie später bereits 
		bei der winzigsten Wahrnehmung ihrer Harnblase von der Angst vor dem Einpinkeln 
		ergriffen wird und ihr Denken sich auf die Suche nach einer Toilette auszurichten 
		beginnt. Da die Harnblase vom Gehirn gesteuert wird, wirkt diese Besorgnis, 
		sich in die Hose zu machen, als gedanklicher Stressor wiederum aktivierend 
		auf die Blase und führt in der Folge zu einem sich selbst verstärkenden 
		Prozess der Angstentwicklung. Kino- oder Theaterbesuche werden schwierig 
		oder unmöglich, das Bewegen in der Öffentlichkeit, zum Beispiel die Benutzung 
		von Bus und Bahn, das Einkaufen und Spazierengehen, wird komplizierter. 
		In ihrer Angst, es nicht bis zur nächsten Toilette zu schaffen, wird sie 
		alle Gelegenheiten am Wege nutzen, rein vorsorglich eine Toilette aufzusuchen. 
		Sie wird schließlich ausgefeilte Bewegungsmuster entwickeln, sich in der 
		Öffentlichkeit von Toilette zu Toilette zu "hangeln". Wenn Sie 
		Glück hat, wird dieses Verhalten ihren Partner so zu nerven beginnen, dass 
		sie veranlaßt wird, zu uns zu kommen. Dann ist diese beginnende Angstentwicklung 
		im Ansatz gestoppt. Wenn sie weniger Glück oder keinen Partner hat, werden 
		ihre Gedanken, die sich auf die Suche nach einer Toilette und das Vermeiden 
		potentiell problematischer Situationen richten, wahrscheinlich immer größeren 
		Raum einnehmen und die junge Frau unmerklich in eine Angstentwicklung hineintreiben, 
		die ihr Leben mehr und mehr einschränkt.
Am Ende eines solchen phobischen 
		Geschehens, das mit tausenderlei Angstinhalten ausgefüllt sein kann, stehen 
		nicht selten der Karriereknick oder gar der Verlust der Arbeitsstelle, Verlust 
		von Freunden und die soziale Isolation. Die Beispiele verdeutlichen, dass 
		Angstkarrieren sich über eine lange Zeit völlig unbemerkt entwickeln können 
		bis es überhaupt zur sichtbaren Angst-Eruption oder zum ersten Panikanfall 
		kommt. Angstkarrieren können aber auch - wie im zweiten Beispiel - mit einer 
		mehr oder weniger zufälligen und banalen Angstattacke starten und dann in 
		ein langjähriges Entwicklungsstadium einer chronischen Angst eintreten. 
		Hinzu kommen noch jene Menschen, die - wie bei der sozialen Phobie - ihre 
		Angst schon in der frühesten Kindheit gelernt und verinnerlicht haben. Wir 
		sehen daran: Angst ist immer höchst individuell und meistens sehr komplex.
		
Wann sollte ein Patient in Behandlung gehen?
Luchmann: 
		So rasch wie möglich natürlich. Der ganze Jammer ist, dass fast alle Leistungsanbieter 
		im Gesundheitswesen, an die ein Patient mit einer Angststörung geraten kann, 
		an dem bunten Symptomspektrum der Angst ihre Leistungspalette abarbeiten 
		werden. Die beiden geschilderten Beispiele bieten diesbezüglich höchstes 
		Verwertungspotential. Wenn die junge Frau, die lediglich Angst vor dem Einnässen 
		gelernt hat, ohne sich ihre Hose jemals wirklich nass gemacht zu haben, 
		mit ihrem vermeintlichen Blasenproblem an einen Urologen gerät, der ihr 
		eine nervöse Blase oder Reizblase attestiert, sie als Dauerpatientin einfängt 
		und ihr dann mit der verschärften Diagnose einer überaktiven Blase oder 
		Dranginkontinenz eine medikamentöse und chirurgische Behandlung andient, 
		wird aus ein paar Denkfehlern nach ein paar Tassen schwarzem Tee leicht 
		ein ruiniertes Leben. Nach der Statistik ist die Wahrscheinlichkeit hoch, 
		dass diese junge Frau ihre zwar objektiv leicht behebbare Angst, die nunmehr 
		fälschlich als ein körperlicher Fehler mißverstanden und ärztlich bestätigt 
		wurde, im medizinisch-pharmazeutischen Komplex für eine lange Zeit pflegen 
		und falsch behandeln lassen wird. Auch unser Patient Volker G. hat dies, 
		wenngleich mit einem anderem Angstinhalt, als seine eigene leidvolle Erfahrung 
		geschildert.
Es gibt diese trefflichen Worte des deutschen Lyrikers 
		Eugen Roth: "Was bringt den Doktor um sein Brot? a - die Gesundheit, 
		b - der Tod. Drum hält der Arzt, auf dass er lebe, uns zwischen beiden in 
		der Schwebe." Das ist leider näher an der Wirklichkeit als wir glauben 
		wollen. Die mittlere Therapiedauer in Deutschland beträgt für Verhaltenstherapie 
		über 40 Stunden, für tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie über 
		70 Stunden und für analytische Psychotherapie über 120 Stunden. Vor Jahren 
		fragte mich deshalb eine Patientin: "Herr Luchmann, wie können Sie 
		von Psychotherapie leben, wenn Sie pro Patient nur zehn Stunden brauchen?" 
		Das war eine kluge Frage. Intelligente Patienten wissen um die wirtschaftlichen 
		Interessen der Ärzte- und Pharma-Mafia und hinterfragen vieles kritisch. 
		Das hilft, die Suche nach dem Behandlungserfolg zu verkürzen. Grundsätzlich 
		ist festzustellen: Je rascher eine Entwicklung eskaliert, umso früher wird 
		sie als Problem wahrgenommen und Hilfe gesucht. Eine frühzeitige Behandlung 
		erhält ihren Wert jedoch nur dann, wenn sie gleichzeitig auch die richtige 
		Behandlung ist.
Wie kann eine Behandlung aussehen? Gibt es Unterschiede 
		aus den verschiedenen Bereichen, z.B. kognitive Therapie, Medikamente, Sport?
		
Luchmann: Die nach dem Stand der Wissenschaft nachweislich beste Therapie 
		bei Angst- und Panikstörungen, Phobien und Depressionen ist eine kognitive 
		Psychotherapie. Sehr gute Psychotherapeuten führen ihre Patienten inzwischen 
		mit ausschließlich kognitiver Arbeit zum Therapieziel. Das heißt, die von 
		den Psychotherapeuten begleiteten Übungsanteile, die in der Verhaltenstherapie 
		bei Angst- und Panikstörungen sowie Zwängen früher typisch waren, können 
		heute oft entfallen. Die Patienten werden mit kognitiver Therapie befähigt, 
		den Übungsteil jeder Psychotherapie, das übende Umlernen in ihrem Denken 
		und Verhalten im Alltag, in der Familie und im Beruf allein zu verwirklichen. 
		Das senkt die Therapiekosten erheblich.
Zu Medikamenten gibt es eine 
		ganz klare Antwort: Psychoaktive Medikamente haben in einer sauberen kognitiven 
		Psychotherapie und Verhaltenstherapie der Angst nichts zu suchen. Sie beeinträchtigen 
		die kognitiv-therapeutische Wirkung nachhaltig oder heben sie am Ende sogar 
		komplett auf. Das gilt für alle psychoaktiven Substanzen einschließlich 
		solcher, die angstlösend, beruhigend oder antidepressiv wirken. Hilfesuchende 
		sollten sich bei der Angstbehandlung nicht mit Psychopharmaka betrügen oder 
		betrügen lassen. Die mentale Schadwirkung angstlösender Medikamente ist 
		immens und wird absolut unterschätzt.
Sport ist im eigentlichen Sinne 
		kein Instrument im psychotherapeutischen Inventar. Aber Sport ist, wie wir 
		wissen, nicht nur gesund, sondern auch eine hilfreiche Ergänzung bei der 
		Rückführung der Anspannung, die bei Menschen mit Ängsten häufig erhöht ist. 
		Und überdies ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Sport oft ein besseres 
		und langfristig wirksameres Antidepressivum ist als jenes aus der Apotheke.
		
Wie viele Menschen leiden unter generalisierter Angst?
		
Luchmann: Speziell unter jener Form der generalisierten Angst im Sinne 
		der "Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten", 
		die Volker G. schilderte, leiden in ihrem Lebensverlauf rund vier Prozent 
		der Menschen. Das sind, konservativ geschätzt, über drei Millionen Deutsche. 
		Bezieht man hingegen alle Angststörungen in die Betrachtung ein, so sind 
		es in Deutschland, wiederum konservativ geschätzt, mindestens zehn Millionen 
		überwiegend jüngere Menschen, deren Leben von Angst in klinisch behandlungsbedürftiger 
		Ausprägung beeinträchtigt wird.
Worin liegt die Schwierigkeit, 
		Angstpatienten zu erkennen?
Luchmann: Angstpatienten haben eine 
		primär psychische Störung, die sich jedoch hauptsächlich in körperlichen 
		Symptomen äußert. Hieraus resultiert eine allgemeine und eine besondere 
		Schwierigkeit. Die erste und allgemeine Schwierigkeit besteht für Betroffene 
		darin, vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Abwertung psychischer 
		Probleme, den Gedanken an eine psychische Störung überhaupt zuzulassen. 
		Die Vorstellung, psychisch krank zu sein, wird ungerechtfertigt oft mit 
		Verrücktsein verknüpft. Folglich wird diese Möglichkeit empört zurückgewiesen 
		oder entsetzt verdrängt. Dass viele psychische Störungen bei richtiger Behandlung 
		leichter und rascher zu beheben sind als viele körperliche Störungen, ist 
		hingegen weithin unbekannt.
Die besondere Schwierigkeit besteht zudem 
		darin, die konkrete Angst als solche in den Patienten zu erkennen. Die Betroffenen 
		selbst sehen regelmäßig nur ihre körperlichen Symptome. Sie sprechen davon, 
		sich dauernd angespannt und unwohl zu fühlen, nicht mehr richtig frei einatmen 
		und ausatmen zu können, Schwindelanfälle zu haben bis hin zum Gefühl, in 
		Ohnmacht zu fallen, ihr Herz deutlicher oder schneller pochen zu fühlen 
		bis hin zu plötzlichem Herzrasen, vermehrt zu schwitzen, zu erröten oder 
		unter Hitzewallungen zu leiden, ein Gefühl von Taubheit und Kribbeln in 
		den Fingern und Zehen zu spüren, schlecht zu schlafen und Alpträume zu haben, 
		rascher zu erschöpfen und müde zu sein und bei alledem Stress vielleicht 
		auch noch von verschiedenen anderen Beschwerden wie Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen 
		gepeinigt zu werden. Kein Patient kommt für gewöhnlich daher und sagt, er 
		mache sich ängstliche Gedanken.
Gibt es etwas ähnliches wie ein "Angst-Test", 
		damit Patienten besser erkannt werden können?
Luchmann: Gewiß. 
		Psychologen haben für vieles Tests entwickelt, die zuweilen sogar das messen, 
		was zu messen sie behaupten. Das Problem ist ein anderes: Der Patient, der 
		selbst überhaupt nicht auf die Vermutung kommt, er könne an einer Angststörung 
		leiden, wird einen "Angst-Test" nicht nutzen können. Und die Leistungserbringer 
		im Gesundheitswesen, denen eine saubere Angst-Diagnose mit effizienter kognitiver 
		Kurzzeitpsychotherapie den Umsatz und Gewinn drastisch schmälert, werden 
		einen "Angst-Test" nicht nutzen wollen.
Wer unter Ihren 
		Zuschauern oder Lesern von den hier aufgezählten Körpersymptomen mindestens 
		die Hälfte bei sich vorfindet und bei ehrlicher Selbstbeschau auch seine 
		ängstlichen Gedanken und die Furcht vor Kontrollverlust bei sich wahrnimmt, 
		braucht keinen "Angst-Test" mehr. Da wuchert die Angst mutmaßlich 
		schon.
Wie viele Patienten werden nicht erkannt?
Luchmann: 
		Wir wissen aus entsprechenden Untersuchungen, dass der absolut überwiegende 
		Teil von Angsterkrankungen nicht rechtzeitig erkannt wird. Hieraus resultieren 
		Millionen individuelle Tragödien von Menschen, die ihre Angst daran hindert, 
		ihr Leben frei zu leben und sich zu entfalten. Besonders tragische Folgen 
		hat die Fehlannahme, bei dieser Erkrankung Hilfe von Ärzten zu erhalten. 
		Nicht nur tragisch, sondern auch bitter ist diese Feststellung, weil Angsterkrankungen 
		überwiegend in jungen Jahren beginnen und ohne Behandlung zumeist chronisch 
		verlaufen. In ihrem jahre- und jahrzehntelangen Leidensverlauf füttern Betroffene 
		mit der aus ihrer chronischen Angststörung resultierenden Inanspruchnahme 
		medizinischer Dienstleistungen ungewollt das Medizin-Kartell. Im Extremfall 
		steht am Ende solcher langen Angstkarrieren die Invalidisierung.
		Eine sehr repräsentative und unlängst von der Technischen Universität Dresden 
		vorgestellte Studie mit über 20.000 Patienten und über 500 Arztpraxen zeigte 
		im Ergebnis auf, dass zwei Drittel der generalisierten Angsterkrankungen 
		von den Hausärzten überhaupt nicht erkannt wurden. Das restliche Drittel 
		wurde fast ausschließlich falsch behandelt. Bei der Beurteilung dieser erschütternden 
		Ergebnisse ist der praktizierte Eigennutz der Ärzte zu berücksichtigen. 
		Patienten mit Angst, Panik oder einer Phobie stellen aufgrund ihrer reichhaltigen 
		körperlichen Symptomatik, man kann das nicht oft genug betonen, eine Einladung 
		zum langjährigen üppigen Geldverdienen dar, der viele Ärzte nicht widerstehen 
		können.
Auch gesellschaftlich kommt dies einer Tragödie gleich: Ängste, 
		Panikstörungen und Phobien sind durch kognitive Verhaltenstherapie heute 
		regelhaft innerhalb von weniger als 15 Stunden mit anhaltendem Erfolg behandelbar. 
		Gleichwohl gelangen die Erkrankten im Durchschnitt erst nach sieben bis 
		zehn Jahren zu einem geeigneten Psychotherapeuten.
Eine andere Studie 
		der Fachhochschule Köln ermittelte gigantische Verluste, die allein der 
		deutschen Wirtschaft durch die Angst ihrer Mitarbeiter entstehen. Es sind 
		50 bis 100 Milliarden Euro, die Angst und Angststörungen pro Jahr an Kosten 
		bzw. Schaden verursachen. Das ist ein Wertschöpfungspotential, das der Volkswirtschaft 
		durch betriebliche Prävention und geeignete Therapieangebote großenteils 
		erhalten bleiben könnte!
Kann jeder krank vor Angst werden?
		
Luchmann: Ja, vorausgesetzt, der Betreffende begeht in Verbindung mit 
		dem Vorliegen von Stress eine Reihe von typischen Denkfehlern, die die Entwicklung 
		einer Angst- und Panikstörung oder Phobie fördern.
Wie hoch ist 
		das Risiko einer Fehlbehandlung?
Luchmann: Nimmt man die erwähnte 
		Studie der Technischen Universität Dresden mit über 20.000 Patienten als 
		Grundlage, so muß es eher als ein seltener Glücksfall betrachtet werden, 
		mit einer Angsterkrankung nicht fehlbehandelt zu werden.
Angst, 
		Depression, Trauma - wo liegen die Unterschiede, gibt es Zusammenhänge?
		
Luchmann: Diagnostisch kann man zwischen Angst, Depression, Burnout 
		und Trauma unterscheiden. Das sind spezifische Gewichtungen, die für die 
		Statistik, die Verwaltung und die Kostenerstattung bedeutsam sind. In therapeutischer 
		Hinsicht ist es dagegen von größerer Bedeutung das individuelle Geflecht 
		von Ursache und Wirkung, von Denken, Fühlen und Verhalten in seiner ganzen 
		Komplexität zu erfassen. Im gewöhnlichen Alltag sind Ängste, Depression, 
		Trauma und Erschöpfung häufig sehr stark miteinander verwoben. Ich erinnere 
		an das erste Beispiel mit der Laborleiterin, die sich vor der Kritik in 
		ihrem Team fürchtete. In unserem Beispiel ist ihr das diagnostische Etikett 
		einer Depression angeheftet worden. Doch tatsächlich haben zu ihrem Zusammenbruch 
		gesamtheitlich vielmehr wesentlich die Angst und die aus dem Kampf gegen 
		die Angst entstandene Erschöpfung sowie vielleicht angstfördernde Einflüsse 
		in der Biografie beigetragen. Dieses individuelle Wirkungsgefüge aufzudecken 
		und für die Betroffenen beherrschbar zu machen, ist der Kernbestandteil 
		einer guten Psychotherapie.
In der klinischen Praxis hingegen wird 
		die Diagnose häufig mit Blick auf das Verwertungspotential gewählt. Im Beispiel 
		der Laborleiterin wird mit der Klinikeinweisung unter der Diagnose Depression 
		typischerweise die Verabreichung einer starken, aber nicht essentiell notwendigen 
		Medikation einhergehen, die die geistige Wachheit und das Denkvermögen heftig 
		eintrüben. Obwohl ihr Zusammenbruch wesentlich durch ihre Erschöpfung zustande 
		kam, wird die Laborleiterin, die sich unter den Medikamenten nunmehr erstmals 
		auch als geistig weggetreten erlebt, auf diese Weise leicht zu überzeugen 
		sein, dass sie eine schwere psychische Erkrankung hat, die einer sehr langwierigen 
		Behandlung bedarf. Der von Ihnen erfragte Zusammenhang zwischen Angst, Depression 
		und Trauma würde sich in Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Technischen 
		Universität Dresden in unserem Beispiel wahrscheinlich so darstellen, dass 
		die ursächliche kleine Angst langfristig zur Erschöpfung führt, die klinisch 
		als schwere Depression fehldiagnostiziert wird und dann erst durch die Krankenhausbehandlung 
		ein nachhaltiges Trauma verursacht, welches die Laborleiterin bis zu ihrer 
		völlig unnötigen Invalidisierung einer maximalen Verwertung im medizinisch-pharmazeutischen 
		Komplex ausliefert. Es ist die Behandlungserfahrung, die oft traumatisiert. 
		Das ist der geradezu klassische Zusammenhang zwischen Angst, Depression 
		und Trauma, der das kranke Gesundheitswesen prächtig nährt.
Gibt 
		es Menschen, die durch die Terroranschläge Angstzustände bekommen?
		
Luchmann: Selbstverständlich. Sie können vor allem Angst bekommen, wenn 
		sie in entsprechend selbstschädigender Weise über die Dinge zu denken beginnen. 
		Ich war im Jahr 1993 mit einem Patienten selbst auf der Aussichtsplattform 
		des World Trade Center in New York. Der Terroranschlag hat mich betroffen 
		gemacht. Aber er hat mir keine Angst gemacht. Terroranschläge und Selbstmordattentäter 
		sind seit der Antike bekannte Mittel der asymmetrischen Kriegsführung. Menschen, 
		die sich durch Terroristen ihre Freiheit nehmen und in Angst und Panik treiben 
		lassen, verdienen ihre Freiheit nicht.
Müssen diese Angstzustände 
		behandelt werden oder gibt sich das wieder von selbst?
Luchmann: 
		Wenn eine Gesellschaft in den Terror gleitet, gleich ob dessen Quelle außen, 
		innen oder in der eigenen Regierung ist, hat sie sehr viel größere Probleme 
		als die Behandlung individueller Angstzustände. Man muss das realistisch 
		sehen: Wenn es der Regierung von Nutzen ist, Angst bei ihren Bürgern zu 
		erzeugen, dann wird sie kaum wirklich wollen, dass diese Angstzustände erfolgreich 
		behandelt werden.
Gibt es eine rechtzeitige Vorsorge, um erst 
		gar nicht krank vor Angst zu werden?
Luchmann: Ja, natürlich. 
		Im Einklang mit der eigenen und der umgebenden Natur gesund und glücklich 
		leben, und zwar körperlich, seelisch und spirituell - in einer intakten 
		Familie und sozialen Gemeinschaft, wo der Gemeinsinn einen höheren Wert 
		besitzt als der moderne Egoismus und wo die Geborgenheit und die wechselseitige 
		Hilfe in der Gemeinschaft den Psychotherapeuten weitgehend überflüssig machen.
Foto: © 2001 ABARIS Angstambulanz℠, 
		ABARIS Institut für kognitive Psychotherapie, Stuttgart.
Veröffentlicht am 19.12.2001.
Text aus:
PSYCHOTHERAPIE, 
		19.12.2001. Terror im Kopf bei Angst und Panik: 'Nach zehn Jahren 
		Angststörung in nur zehn Stunden zum Therapieerfolg.' [Redaktioneller 
		Bericht über den Besuch von FOCUS TV am 12.10.2001 in der ABARIS Angstambulanz℠ 
		am ABARIS Institut für kognitive Psychotherapie, Stuttgart.]
Vers. 2001.12.19: Therapieerfolg nach zehn Stunden – FOCUS TV in ABARIS Angstambulanz℠